Forschungsprofil
Inhaltliche Struktur, Größe und Anzahl der Forschungsschwerpunkte der Literaturwissenschaft ergeben sich in Göttingen aus vier besonderen Voraussetzungen.
Das Teilfach umfasst den Gesamtbereich der deutschsprachigen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Die Literaturwissenschaft kann in den Abschlussexamina im Studienganz Lehramt an Gymnasien nicht 'abgewählt' werden; die Lehrenden tragen also insgesamt die größte Belastung in Lehre und Prüfungen, mit entsprechenden Folgen für die Forschung (die Lage hat sich 1999/ 2000 verschärft durch weitere Verluste vor allem an Ratsstellen).
Die Literaturwissenschaft profitiert von einer traditionsreichen, gut ausgebauten Institutsbibliothek (freilich mit wachsenden Lücken in der Anschaffung) und insbesondere von den vorzüglichen Beständen der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek (besonders für das 18. Jahrhundert).
Durch die Beteiligung mehrerer Kolleginnen und Kollegen an neugegründeten 'Zentren' (Zentrum für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung, Zentrum für Medienwissenschaft) ist die interdisziplinäre Vernetzung auch organisatorisch verstärkt; Planungen für eine literaturwissenschaftliche Komparatistik sind während des Jahres 2000 bereits im Gang.
Eine Professur mit dem Schwerpunkt "Gender Studies" ist bereits besetzt, eine mit "Komparatistik" steht zur Besetzung an.
Im Gegensatz zu einer wachsenden Anzahl anderer germanistischer Institute in Deutschland liegen in Göttingen Forschungsschwerpunkte auch im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Größere Editionen, sowohl historisch-kritische mit Kommentar als auch kommentierte Studienausgaben, sind zu Lessing, Lichtenberg, Goethe und Karl Kraus entstanden bzw. werden weitergeführt. Über die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen sind mehrere Projekte auch drittmittelgefördert.
Für das 18. Jahrhundert bestehen darüber hinaus Arbeitsschwerpunkte zu Hamann, Lessing, Lavater, zum Geschichtsdrama sowie zur Intertextualität. Der Sonderforschungsbereich "Internationalität nationaler Literaturen" setzt ebenfalls Schwerpunkte im 18. Jahrhundert. Im Jahre 2000 beginnen einzelne Teilprojekte des SFB auszulaufen.
Forschungsschwerpunkte im 20. Jahrhundert gelten der Literatur der Weimarer Republik, der Exilliteratur, der deutsch-jüdischen Literatur sowie dem schriftstellerischen Werk von Frauen. Ein wichtiges Instrument der Forschung ist die am Seminar bestehende "Dokumentationsstelle zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur". Weiter im Entstehen begriffen ist die drittmittelgeförderte Internet-Datenbank "Literarisches Leben" (deutschsprachige Länder 1945-2000), zusammen mit der GWDG.
Zusätzliche Schwerpunkte liegen im Bereich der deutschen Metrik, der Medientheorie, des literarischen Traditionsverhaltens und der germanistischen Wissenschaftsgeschichte.
Epochenübergreifende, zum Teil theoretisch ausgerichtete Forschungen, werden im Bereich der Interkulturalitätsforschung verfolgt. Der interdisziplinär angelegte SFB "Internationalität nationaler Kulturen" (s. oben) fördert die Zusammenarbeit unter anderem mit den anderen Philologien. An der Institutionalisierung einer Komparatistik wird gearbeitet.
In der Forschung des Teilfaches Literaturwissenschaft sind insgesamt besonders zwei Tendenzen hervorzuheben: deutliche Verstärkung der Interdisziplinarität (u.a. durch die 'Zentren'), gleichzeitig Einschränkung der Kapazität durch Stellenverluste.
Kooperationen
Außerhochschulische Kooperationen bestehen über die Akademie der Wissenschaft zu Göttingen, auch über die außeruniversitären Forschungszentren in Wolfenbüttel, Weimar und Marbach. Mehrere literaturwissenschaftliche Buchreihen und Periodica werden von Göttinger Kollegen mitherausgegeben (u.a. Palaestra, Studien zu deutschen Literatur, Germanistik, Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft).
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