Das Seminar für Deutsche Philologie ist eines der größten Institute für Germanistik weltweit und umfasst alle Teilfächer: Neuere deutsche Literatur, Ältere deutsche Literatur, Komparatistik, Germanistische Linguistik, Interkulturelle Germanistik und Didaktik der deutschen Sprache und Literatur. Das Seminar bietet nicht nur Studiengänge für das Gesamtfach Germanistik im Bachelor und Master, sondern auch Master-Studiengänge in allen Teilfächern an. Die Lehramt-Ausbildung ist zentraler Teil der Studienmöglichkeiten am Seminar. Die Graduiertenausbildung wird durch verschiedene Graduiertenkollegs und die Einbindung in die Graduiertenschule GSGG erweitert und bietet vielfältige Möglichkeiten zur Vertiefung einzelner Forschungsfelder. Zahlreiche größere und international vernetzte Projekte ermöglichen schon früh die Mitarbeit in verschiedenen Forschungsvorhaben. Auch werden am Seminar zahlreiche Fachzeitschriften und Reihen herausgegeben. Das Seminar hat 5 Abteilungen:
Abteilung Literaturwissenschaft:
Die Abteilung Literaturwissenschaft (Neuere deutsche Literatur) befasst sich mit dem gesamten Spektrum des Faches in historischer und systematischer Breite. Sie bietet Veranstaltungen zu den deutschsprachigen Literaturen vom Barock bis in die Gegenwart unter literaturgeschichtlichen, textanalytischen, medien- und kulturwissenschaftlichen und vergleichenden Perspektiven an, darüber hinaus zur Vermittlung von Literatur, zu literaturtheoretischen Fragen, zur Fachgeschichte und Editionswissenschaft.
Besondere Forschungsschwerpunkte, die auch in der Lehre aufgenommen werden, liegen in der
- - Literatur der Aufklärung, der Goethezeit, des Poetischen Realismus, der Klassischen Moderne und der Gegenwart
- - Editionsphilologie (z.B. Editionen der Werke Thomas Manns und Theodor Fontanes)
- - Erforschung der Beziehungen zwischen Literatur und Religion(en)
- - Kulturtransfer-Forschung
- - Kognitiven Literaturwissenschaft und den Digital Humanities
- - Mediengeschichte
- - Literaturtheorie
- - Narratologie
In Lehrveranstaltungen und der Forschung kooperieren wir mit den anderen Abteilungen des SDP, mit Nachbardisziplinen, besonders anderen Literaturwissenschaften, und mit Einrichtungen wie dem Zentrum für Theorie und Methodik der Kulturwissenschaften (ZTMK; http://www.uni-goettingen.de/de/86832.html) und dem mit dem Göttingen Centre for Digital Humanities (GCDH; http://www.gcdh.de/en/).
Abteilung Germanistische Mediävistik:
Gegenstand der Germanistischen Mediävistik die deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, von den ersten handschriftlichen Aufzeichnungen des 8. bis zu den frühen Drucken des 16. Jahrhunderts. Dazu gehören unter anderem Heldenepik, Höfischer Roman, Minnesang und geistliche Dichtung, aber auch literarische Texte im weiteren Sinne, wie pragmatisches Schrifttum (z.B. Zaubersprüche und Rätsel, aber auch Chroniken oder Rechtstexte). Der Vielfältigkeit des Gegenstandes entspricht ein breites Spektrum von Betrachtungsweisen nicht nur in Forschung, sondern auch in der Lehre: Auf der Basis der in den Seminaren zunächst vermittelten sprachlichen und interpretatorischen Grundkompetenz bietet die Abteilung forschungsorientierte Lehre an. Hier finden die Ästhetik und die narrative Dimension der Texte ebenso Beachtung wie deren kulturtheoretische und medienhistorische Verortung. Die spezifische Überlieferungssituation fordert außerdem philologische, editions- und texttheoretische Überlegungen heraus, die ebenso diskutiert werden die Fachgeschichte der Germanistik. Neben der Kooperation mit den anderen germanistischen Teilfächern arbeitet die Abteilung Germanistische Mediävistik durch ihre kulturwissenschaftliche Ausrichtung in Forschung und Lehre eng mit den anderen Mittelalterdisziplinen in Göttingen zusammen, die im 'Zentrum für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung" (ZMF) vertreten sind, aber auch mit dem Göttingen Centre for Digital Humanities" (GCDH).
Abteilung Germanistische Linguistik
Gegenstand der Germanistischen Linguistik sind die Strukturen und der Gebrauch des heutigen Deutsch und seiner historischen Vorstufen.
Im Zentrum der Erforschung der Sprachstruktur stehen die folgenden Kernbereiche der Grammatik: (i) das Lautsystem (Phonologie), (ii) die Wortstruktur und Wortbildung (Morphologie), (iii) die Verbindungen von Wortformen zu größeren Einheiten wie Phrasen und Sätzen sowie deren Struktur (Syntax), (iv) die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke (Semantik). Die Untersuchung der Sprachverwendung (Pragmatik) umfasst im Wesentlichen: (i) die Unterschiede zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten (Implikaturen), (ii) sprachliche Handlungen (Sprechakte), (iii) die Struktur von Texten und Gesprächen.
Die Germanistische Linguistik in Göttingen zeichnet ein breit gefächerter methodischer und theoretischer Zugang aus:
- Unsere synchrone Sprachforschung basiert nicht nur auf introspektiven, sondern auch auf computergestützt erhobenen Korpusdaten und kontrolliert erhobenen experimentellen Daten.
- Unser Interesse gilt der Sprache als kognitive Leistung. Mithilfe psycho- und neurolinguistischer Methoden untersuchen wir die Grundlagen der menschlichen Sprachfähigkeit, wobei widerlegungsfähige Theorien aufgestellt und empirisch überprüft werden.
- Unsere diachrone Grammatikforschung erfolgt im Lichte moderner Theorien und ist dabei empirisch fundiert durch die Auswertung sprachgeschichtlicher Korpora.
- Wir betrachten die deutsche Sprache im typologischen Vergleich mit anderen Sprachen und berücksichtigen dabei nicht nur Laut-, sondern auch Gebärdensprachen.
Wir arbeiten eng zusammen mit Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern benachbarter Philologien sowie der Allgemeinen Sprachwissenschaft. Wir kooperieren zudem mit anderen Disziplinen, wie z.B. der Literaturwissenschaft, der Psychologie und den Digital Humanities.
Abteilung Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
Deutschdidaktik ist die Wissenschaft vom deutschsprachigen sprachlich-literarischen Lehren und Lernen innerhalb und außerhalb der Schule. Als praktische Wissenschaft beschreibt sie mit empirischen Verfahren die vorfindliche Realität und zielt mit didaktischen Modellen auf ihre Gestaltung. Dazu erforscht sie die Bedingungen, Praktiken und Wirkungen von Lehr-Lernprozessen im Kontext sich wandelnder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und Bildungsanforderungen. Sie ist deshalb sowohl eine empirisch rekonstruktiv forschende als auch eine konstruktiv normativ entwickelnde Wissenschaft, die die mit der schulischen Praxis verbundenen normativen Fragen diskutiert und reflektiert. Die Deutschdidaktik leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Fach- und Unterrichtsentwicklung. Mit ihrer forschungsbasierten Lehre trägt sie zu einer Professionalisierung des Deutschunterrichts bei und entwickelt die sprachlich-literarischen Lehrkompetenzen angehender Deutschlehrkräfte.
Die besondere Herausforderung im Schulfach Deutsch liegt darin, dass dessen fachliche Gegenstände - Sprache und Literatur (die "Sache") - sowohl Lernmedium als auch Lerngegenstand sind: In allen schulischen Fächern wird mit und über Sprache gelernt, im Fach Deutsch ist die Sprache zugleich selbst Gegenstand unterrichtlicher Bildungsprozesse: Sprach- und Textkompetenzen, Lese- und Schreibkompetenzen, poetisches Verstehen und literarische Bildung. Die Didaktik Deutsch beschäftigt sich mit den diesen Bildungsprozessen zugrundeliegenden Fragen, beispielsweise dem (Schrift-)Spracherwerb (z.B. dem Erwerb orthographischer Regeln) und dem literarischen Lernen (z.B. dem Nachvollzug literarischer Verstehensprozesse).
Die Deutschdidaktik greift sowohl auf quantitative als auch auf qualitative Forschungsmethoden zurück. In Göttingen liegt ein Forschungsschwerpunkt auf der rekonstruktiven und kasuistischen Unterrichtsforschung sowie auf der qualitativen Untersuchung von Schreib- und Verstehensprozessen in Lehr-Lern-Kontexten.
Zu Die Didaktik Deutsch entwickelt didaktische Theorien und Modelle, um Praxis wie professionelles Handeln genauer beschreiben zu können. Zugleich nutzt sie an den Schnittstellen bildungswissenschaftliche wie fachwissenschaftliche Theorien und Konzepte, um ihre Gegenstände und Bildungsprozesse zu bestimmen.
Abteilung Komparatistik
Komparatistik ist die Wissenschaft von der Literatur in ihren internationalen, intermedialen und interdisziplinären Bezügen. Als Allgemeine Literaturwissenschaft befasst sich die Komparatistik mit grundlegenden Fragen der Literaturtheorie, Methodologie, Poetik und Intertextualität. Als Vergleichende Literaturwissenschaft beschäftigt sie sich mit der Gesamtheit der formalen, historischen und thematischen Beziehungen zwischen Werken verschiedener Nationalliteraturen, Zeit-, Sprach- und Kulturräume.
Der als interdisziplinärer Lehrverbund angelegte MA-Studiengang Komparatistik kombiniert das Lehrangebot der europäischen und außereuropäischen Philologien mit dem der kunst-, kultur-, geschichts- und sozialwissenschaftlichen Fächer. Die öffentliche Ringvorlesung im Winter- und die Nachwuchstagung im Sommersemester unterstützen die Vernetzung zwischen den Wissenschaftlern und Studierenden der teilnehmenden Fächer. Die Komparatistik nimmt an folgenden Kooperationen teil, die der Weiterbildung und Berufsorientierung der Studierenden dienen: Institute for World Literature Harvard, Kooperation mit der den Literatur- und Kulturwissenschaften an der Universität Göttingen, Kooperation mit dem Literarischen Zentrum Göttingen, Litlog: Göttinger eMagazin für Literatur - Kultur - Wissenschaft.
Abteilung Interkulturelle Germanistik
Die Forschungsfragen der Interkulturellen Germanistik sind komparativ-interkulturell angelegt und kombinieren die Wissenschaften der Literatur, Sprache und Kultur. Länderschwerpunkte umfassen Ostasien und Osteuropa, aber auch Westeuropa und die USA.
Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Interkulturellen Kommunikation (z.B. Alltagskommunikation, Wissenschafts- und Wirtschaftskommunikation, Beratungsgespräche) und der Kontrastiven Semantik, Grammatik und Pragmatik.
Kulturwissenschaftliche Forschungsansätze, vergleichende Wissenschaftskommunikation (Verfassen von wissenschaftlichen Artikeln, Metakommunikation in Vorlesungen, Argumentationen) und die vergleichende Betrachtung literaturwissenschaftlicher Fragestellungen (Modernitätsdiskurse in der Literatur, Trauma in der Literatur) bilden weitere Schwerpunkte.
Besonderes Interesse liegt in der Unterrichtsforschung (E-Learning; Evaluation von Migrantenkursen) und der wissenschaftlichen Begleitung der Studienstrukturreform im Bereich Deutsch als Fremdsprache/Interkulturelle Germanistik.
Internationale Partner und Projekte
Die Abteilung Interkulturelle Germanistik besitzt eine starke internationale Vernetzung. So wurde zusammen mit der Deutschabteilung der Universität Nanjing ein deutsch-chinesisches Institut für Interkulturelle Germanistik gegründet sowie ein gemeinsamer Double-Degree-Studiengang aufbaut. Zusätzlich wird der Austausch von Studierenden und Dozenten gefördert.
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